Aber schriftlich untereinander Rechnen klappt doch gut

Wenn das Kopfrechnen schwierig ist, bekommen die Kinder oft den Tipp: “Rechne doch einfach untereinander.” Ich weiß, dass das ja auch gut gemeint ist und wir Eltern es häufig auch so gelernt haben.

Warum das aber keine gute Idee ist und warum die schriftlichen Rechenverfahren am besten so spät wie möglich erlernt werden sollten, erkläre ich dir in diesem Artikel.

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Worum geht es?

Was meine ich mit “untereinander Rechnen”?

Die Aufgaben werden so geschrieben:

   56

+ 18

____

 

Die 1. Zahl steht oben, die 2. Zahl darunter. Nun rechnen die Kinder ziffernweise, beginnend bei den hinteren Ziffern:

8 + 6 = 14, 1 im Sinn

1 + 1 + 5 = 7

Ergebnis 74.

Dieses Berechnen ist das gängige schriftliche Rechenverfahren für Plus (Minus wird ähnlich gelehrt).

 

Achtung:

Die Kinder bleiben so IMMER im kleinen Zahlenraum! Es geht höchstens bis 9 + 9

 …und wenn dein Kind diese Aufgaben noch gar nicht rechnen kann, sondern zählt, festigt sich dieses Zählen immer weiter. Melde dich bei mir, wenn du dein Kind endlich zum sicheren Kopfrechnen begleiten willst: mehr Infos hier. 

 

Warum ist das schriftliche untereinander Rechnen so problematisch?

Keine Orientierung im Zahlenraum

Wenn dein Kind Aufgaben untereinander berechnet, braucht es keine Vorstellung vom Zahlenraum haben. 342 + 157 wird auch nur mit den kleinen Aufgaben berechnet. Es ist nicht wichtig, ob wir gerade die Einer oder Hunderter zusammen rechnen. Dein Kind kommt ziffernweise zum Ergebnis und kann es am Ende unter dem Strich ablesen.

Kann das Ergebnis stimmen?

Wo liegt das Ergebnis?

Ist es 74 oder 47? Oft macht es für Kinder keinen Unterschied, weil sie noch gar kein Bild von den Zahlen im Köpfchen hat. Kennst du diese Zahlendreher von deinem Kind?

Zusammenhänge bleiben unklar und dein Kind ist angewiesen, die Aufgaben aufzuschreiben. Häufig können die Kinder nicht sicher über die Stellenwerte (also Einer, Zehner, Hunderter) sprechen.

Weil in Mathe alles aufeinander aufbaut, wird es dann auch im nächsten Zahlenraum so bleiben. Die Lücken bleiben und werden so immer größer.

Untereinander Rechnen festigt das Zählen – nicht das Rechnen

Dein Kind hat mit dem Untereinanderschreiben einen Weg gefunden, das Ergebnis zu ermitteln. Ich schreibe extra nicht zu berechnen, denn oft werden diese Ergebnisse abgezählt!

Dein Kind kommt ganz schnell an seine Grenzen, wenn es Aufgaben immer nur zählend lösen kann. Wird der Zahlenraum größer (in Klasse 3 wird bis 1000 gerechnet), ist ein Abzählen irgendwann nicht mehr möglich. Daher sind die Kinder dankbar, mit dem untereinander Rechnen einen Weg zu haben, wie es doch klappt. Und diesen nutzen sie natürlich dann auch! Was sie (und die Erwachsenen oft auch) nicht ahnen:

Das Kind zählt weiterhin alle Aufgaben ab!

Es lernt so nicht rechnen – sondern zählen.

Ein richtiges Ergebnis bedeutet also nicht unbedingt, dass dein Kind verstanden hat, worum es geht. Vor allem dann nicht, wenn es immer noch zählend zur Lösung kommt!

 

Schriftliche Rechenverfahren: Bitte so spät wie möglich

Aus diesen Gründen bin ich unbedingt dafür, den Kindern so spät wie möglich das “untereinander Rechnen” zu erklären. Vor allem erst dann, wenn sie vorher diese Aufgaben im Kopf berechnen können!

Und bitte auch nur dann, wenn die Zahlen ein Kopfrechnen erschweren: 549 + 456. Oder mehrere Zahlen berechnet werden sollen: 261 + 333 + 485

(420 + 330 sollte auch weiterhin als Kopfrechenaufgabe erkannt und berechnet werden, dafür gibt es ganz klare Wege, wie es leicht geht)

Beim Kopfrechnen

  • bauen die Kinder eine Vorstellung vom Zahlenraum auf (Wo liegt eine Zahl? Ist sie größer oder kleiner als eine andere?)
  • lernen die Kinder, zu überschlagen (so wichtig für den Alltag!)
  • wissen die Kinder ganz klar, wie sie beim Rechnen vorgehen können, nutzen Rechenvorteile und Rechenwege

Wie kann es dann gehen?

Dein Kind braucht eine Vorstellung von den Aufgaben. Ein klares Bild von dem, was hinter den Ziffern steckt: 432 ist eben nicht 4 3 2. Jede Ziffer hat eine genaue Größe. Und es ist so wichtig, zu schauen, wo dein Kind steht. Was kann es schon in Mathe? Was ist noch nicht verstanden?

Genau da braucht es dann ein Ansetzen. Ich begleite dich sehr gern dabei! MeinMatheweg gibt dir als Mama einen ganz klaren Fahrplan an die Hand, mit dem du nur 3 bis 10 Minuten am Tag mit deinem Kind üben brauchst. Und mit dem das Geübte dann auch wirklich im Köpfchen bleibt! Schau gern mal in meinen Kalender nach einem freien Termin für ein Vorgespräch: zum Kalender

Liebe Grüße,

Jackie

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